Wenn es um Improvisation geht, scheinen die meisten eher etwas Ungutes, Stressiges, Zusammen-geschustertes zu meinen, etwas was man nicht wirklich genießen kann und schon mal gar nicht etwas, worüber man sich eigentlich freuen könnte. Aber warum? Ich finde, es ist doch ein echt schönes Gefühl, wenn man das Unerwartete mit Gelassenheit, wohlwollend und am besten ohne Wertung annehmen kann. Denn genau genommen ist das nur ein weiterer Impuls, eine Möglichkeit, etwas Neues zu erschaffen, einen anderen Weg zu gehen, kreativ zu sein und ausprobieren was die innere Stimme uns dabei sagt. Um sich im schlimmsten Fall darüber zu freuen, dass etwas mit so wenig Vorsprung oder Vorbereitung richtig gut geklappt hat. Oder um sich darüber zu freuen, dass dabei neue Erkenntnisse entstanden sind. Wer weiß, ob und wann man sonst, etwas in der Richtung jemals überlegt oder hinterfragt hätte. Denn Du hast es bestimmt auch schon mal gehört: „Das haben wir schon immer so gemacht. Never change a winnig system. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, und so weiter und sofort. Klar, Planen bringt Sicherheit. Aber was, wenn es dann doch anders kommt? Klar, man kann ja nie genug vorbereitet sein und es ist mir persönlich auch sehr wichtig, mehrere Szenarien bei der Planung durchzugehen. Doch bei aller Vorbereitung und Gewissenhaftigkeit, ist es nicht schön zu wissen, dass einem bei Bedarf schon noch was einfallen wird? Soll auf keinen Fall ein Aufruf für mehr Verplantheit sein, sondern sanft die Aufmerksamkeit auf das Vertrauen in sich selbst lenken, damit man nicht vergisst, dass Improvisieren etwas völlig Normales und Neutrales ist. Vertrauen in die eigenen Analysefähigkeiten und Entscheidungen. Das mag vielleicht erstmal etwas tricky klingen, aber wenn man genauer hinschaut, tut das jeder doch täglich und wahrscheinlich mehrmals. Ach, wie Schade, das Lieblingsprodukt, was man besorgen wollte, ist nun ausverkauft. Und die eine Zutat für das Abendessen haben wir doch nicht zuhause. Auf der Stammstrecke ist Stau und der Scanner will irgendwie heute doch nicht so richtig. Ich denke, Du hast schon lange bemerkt, worauf ich hinauswill. Nun, in der Musik ist es eigentlich auch kein bisschen anders. Um sich dabei so richtig fallen zu lassen, sich zu entfalten, zu jammen oder wie auch immer wir das nennen wollen, brauchen wir ein paar feste Parameter, einen Rahmen, ein Gerüst. Das ist quasi wie die Anfangssituation. Live könnte das in etwa so aussehen: jemand fängt an etwas zu spielen und wiederholt das. Kurz danach steigt ein weiterer Musiker ein und baut darauf auf. Und noch einer. Und noch einer. Und falls das Stück noch nicht instrumental komplett überfüllt ist, trauen sich vielleicht dann auch die Vocalists, etwas dazu zu geben. Oder auch nicht, wenn die Anlage schon kurz vor dem Übersteuern ist und das Tempo inzwischen kaum noch Artikulation zulässt. Denn es geht um wahrnehmen, überprüfen, agieren und reagieren. Mal wieder. Überraschung! Okay, Spaß beiseite, man kann auch für sich selbst im kleinen Kreis das musikalische Improvisieren ausprobieren. Man könnte sich zum Beispiel auf instrumentale Tracks austoben oder Apps einsetzen, die kleine Akkordreinfolgen spielen. Oder sich einen bestimmten Song in einem anderen Stil versuchen vorzustellen, wie das Lied sich dadurch verändern würde. Oder den Staubsauger einschalten und einfach so darauf singen. Das Telefon dabei ruhig durchklingen lassen und den Presslufthammer, der aus der Nebenstrasse klangvoll bis zu uns hallt, dabei gekonnt als Beat einsetzen. Was denkst Du? Hast Du schon ein bisschen Lust auf Improvisieren bekommen? Ich würde mich sehr freuen, von Dir zu hören oder zu lesen. Du kannst mir gerne Deine Gedanken dazu per Mail oder über Social Media mitteilen. Und wenn Du magst, falls noch nicht geschehen, lass uns doch auch gleich verbinden, schon bald könnte dabei eine schöne neue Freundschaft entstehen.
In Intensity, yours INTENSIA